Dieser Artikel behandelt das Handeln mit Kunstwerken. Zur Fachzeitschrift siehe Der Kunsthandel.
Der Kunsthändler Ambroise Vollard, Gemälde von Pierre-Auguste Renoir
Der Begriff Kunsthandel bezeichnet das gewerbsmäÃÂige Handeln mit Kunstwerken. Man unterscheidet beim Kunstmarkt zwischen Primär- und Sekundärmarkt. Während Sammler und Galerien auf dem Primärmarkt tätig sind, betätigen sich Kunsthändler im engeren Sinne mit dem An- und Verkauf von auf dem Markt befindlichen Kunstwerken (Sekundärmarkt). Galerien, die Kunsthandeln in diesem Sinne betreiben, bezeichnet man daher auch als Sekundärmarkt-Galerien. Allerdings übernehmen häufig ebenso Primärmarkt-Galerien den Rück- und Wiederverkauf von Arbeiten der von ihnen vertretenen Künstler.[1]
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Akteure im Kunsthandel
2.1 Kunsthändler und Mäzene
2.2 Die Rolle der Auktionshäuser
2.3 Die Rolle der Galerien
3 Gestohlene Kunstwerke, Raubgräberei und Fälschungen
4 Bekannte Kunsthändler und Galeristen
5 Siehe auch
6 Literatur
7 Weblinks
8 Quellen
Geschichte
Künstler hatten in den aufstrebenden Städten des Mittelalters den sozialen Status von Handwerkern inne. Sie waren in Zünften oder Gilden organisiert und stellten auftragsgemäàfür hochstehende und wohlhabende Persönlichkeiten, für Freie Städte, Fürsten- und Königshöfe sowie kirchliche Einrichtungen Kunstwerke her und wurden dafür wie Handwerker nach Aufwand und Materialverbrauch entlohnt.[2] Im ausgehenden Mittelalter ging das Handwerk teilweise von der Kunden- zur Warenproduktion über, womit die Künstler mehr und mehr darauf angewiesen waren, mit den Erzeugnissen ihrer Werkstatt auf der StraÃÂe oder dem Markt Handel zu treiben. Sie reisten von Stadt zu Stadt, um ihre Werke anzubieten.[3] So betrieb auch Albrecht Dürer auf seinen Reisen nach Italien und in den Niederlanden einen âÂÂausgedehnten Handel mit eigenen und fremden StichenâÂÂ.[4] Zur Zeit der Renaissance waren die maÃÂgebenden Künstler Hofkünstler oder privilegierte Hoflieferanten, die durch persönliches Mäzenatentum an Hof und Herrscher gebunden waren.[5] Von einem Kunsthandel im modernen Sinne kann erst nach der Renaissance gesprochen werden. Mit der Lockerung des Kunstpatronats waren bereits im Rom des frühen 17. Jahrhunderts professionelle Kunsthändler aufgetreten, die aber zunächst nur für junge und unerfahrene Künstler eine wichtige Rolle spielten. Sobald ein Künstler einen Ruf erlangt hatte, âÂÂarbeitete er nur noch in höchster Not für einen HändlerâÂÂ, der bei âÂÂden Malern wie in der ÃÂffentlichkeit schlecht angeschriebenâ war.[6]
Ein Kunstmarkt im heutigen Sinn entstand erstmals im 17. Jahrhundert in den Niederlanden.[7] Für Rembrandt, der mit Auftraggebern schlecht zurechtkam, bot er die willkommene Gelegenheit, um die Abhängigkeiten des Patronage- und Auftragssystems abzuschütteln.[8]
Akteure im Kunsthandel
Dem Kunsthändler kommt eine Schlüsselstellung im Kontakt mit dem Publikum zu. Er muss in der Lage sein, zahlungskräftige Liebhaber, vor allem Sammler, Museumsleute oder andere Händler für den Kauf seiner âÂÂWareâ zu gewinnen. Zudem haben Kunsthändler oft auch Kontakt zu einzelnen Künstlern und daher auch einen gewissen Anteil an der Etablierung neuer Kunstrichtungen.
Der moderne Kunsthandel wird hauptsächlich von Galerien, Kunsthandlungen und Auktionshäusern getätigt, findet aber auch in Form von Kunstmessen (z. B. der Art Basel oder Art Cologne), Märkten für Antiquitäten oder Internet-Auktionen statt.
Kunsthändler und Mäzene
Porträt Alfred Golds im Alter von 30 Jahren von Moritz Coschell, Berlin 1904
In der Tätigkeit einzelner Personen vermischen sich Kunstverständnis und Mäzenatentum. Paul Durand-Ruel zum Beispiel hatte mit seinem Kunstverständnis die Impressionisten und ihre Kunst entscheidend gefördert, indem er unter anderem in der Rue Lafitte in Paris Ausstellungen veranstaltete.[9] Ambroise Vollard, Daniel Henry Kahnweiler sowie Paul Rosenberg und Georges Wildenstein förderten Pablo Picasso.[10]
Alfred Gold gehörte zur Wiener Moderne des späten 19. Jahrhunderts, zur âÂÂJeunesse doréeâ in Wien und Berlin und war mehrere Jahre in Paris als Einkäufer und Vertrauensmann für den internationalen Kunsthandel tätig.
Die Rolle der Auktionshäuser
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gewann die Kunstauktion in England und Frankreich an Bedeutung. In London wurden die Auktionshäuser SothebyâÂÂs (1744) und ChristieâÂÂs (1766) gegründet. Eine ähnliche Rolle spielte später das Hôtel Drouot (1852 gegründet) in Paris. In Deutschland entwickelte sich das Kunstauktionswesen erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so vor allem in Berlin, München und Köln.[11]
Die Rolle der Galerien
Vom Kunsthandel im engeren Sinne sind die Galerien zu unterscheiden. Als die âÂÂGatekeeper des KunstmarktesâÂÂ[12] vertreten sie in der Regel einzelne oder eine begrenzte Zahl von Künstlern auf vertraglicher Grundlage. Hier spielen auch einzelne Mäzene eine Rolle. Es gibt Galerien für einzelne Künstler und für bestimmte Stilrichtungen. Das Spektrum der Kunstgalerie ist sehr vielfältig, die im Zusammenhang mit den jeweiligen Ausstellungen angebotenen Kataloge und Präsentationen bieten wichtige Informationen für den Kunsthandel selbst.
Gestohlene Kunstwerke, Raubgräberei und Fälschungen
Um zu verhindern, dass Diebe, Hehler und Raubgräber ihre kriminell erworbenen Stücke im Kunsthandel absetzen können, haben Staaten und Kunsthändler verschiedene MaÃÂnahmen getroffen und Einrichtungen ins Leben gerufen.
Das Lost Art Register der Lost Art Koordinierungsstelle Magdeburg dokumentiert NS-Raubkunst und Beutekunst. Es sind etwa 110.000 Kulturgüter detailliert und mehrere Millionen summarisch beschrieben.[13]
The Art Loss Register ist eine groÃÂe Internationale Datenbank, in der gestohlene und geraubte Kunstwerke registriert und über das Internet leicht auffindbar gemacht werden. Ursprung des Registers war die Internationale Stiftung für Kunstforschung (IFAR), eine gemeinnützige Organisation mit Hauptsitz in New York, die mit dem Ziel, den internationalen Kunstdiebstahl einzudämmen, 1976 ein Kunstdiebstahlarchiv gründete, und begann, den âÂÂGestohlene Kunst-Alarmâ zu veröffentlichen. Die schlieÃÂlich etwa 20.000 handschriftlichen Einträge im Register waren aber kaum noch praktisch zu nutzen. Der Beschluss, dieses Register per Computer verwaltbar zu machen, führte 1991 zu Schaffung des The Art Loss Register durch Unternehmen der Versicherungsbranche und der Kunstbranche in London. Die intensive Nutzung des Registers führte bis 2008 zur Wiederauffindung von Kunstwerken im Wert von 230 Millionen Euro, darunter Paul Cézannes Stillleben mit Wasserkrug (gestohlen 1978, aufgefunden 1999), ÃÂdouard Manets Stillleben mit Pfirsichen (gestohlen 1977, aufgefunden 1997), Pablo Picassos Frau in WeiÃÂ, ein Buch lesend (gestohlen 1940, aufgefunden 2005).[14]
In neuerer Zeit spielen Kunstfälschungen eine zunehmende Rolle, was sehr kritisch gesehen wird. Experten gehen davon aus, dass 40âÂÂ60 % der im Kunsthandel angebotenen Werke gefälscht sein können. Spitzenreiter im Fälschungs-Ranking ist Salvador DalÃÂ.[15] Robert Descharnes, der letzte Sekretär DalÃÂs, sagte, dass rund 90 Prozent aller angebotenen DalÃÂ-Grafiken nicht vom Meister selbst stammen.
Bekannte Kunsthändler und Galeristen
Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus Listen, an deren Stelle besser FlieÃÂtext stehen sollte. Bitte hilf Wikipedia, das zu verbessern. Mehr zum Thema ist hier zu finden.
Galeristen sind mit (G) gekennzeichnet.
B
Kurt Walter Bachstitz
Heiner Bastian
Hanna Bekker vom Rath
Heinz Berggruen
Ernst Beyeler (G)
Bruno Bischofberger (G)
C
Paul Cassirer (G)
Leo Castelli (G)
Iris Clert (G)
D
Paul Durand-Ruel (G)
F
Konrad Fischer (G)
Alfred Flechtheim (G)
Franke-Schenk (G)
Heiner Friedrich
G
Alfred Gold
Larry Gagosian
Karsten Greve
Theo van Gogh
Peggy Guggenheim (G)
H
Roswitha Haftmann (G)
I
Alexander Iolas (G)
J
Rafael Jablonka
Sidney Janis (G)
Jay Jopling
K
Daniel-Henry Kahnweiler
August Klipstein
Johann König (G)
Sam Kootz (G)
Eberhard W. Kornfeld (G)
Jan Krugier (G)
L
Margarete Lauter
Karl Lilienfeld
Pierre Loeb
Gerd Harry Lybke (G)
M
Aimé Maeght
Paul Maenz
Philomene Magers (G)
Pierre Matisse
Hans Mayer (G)
N
Hella Nebelung (G)
Hans-Jürgen Niepel (G)
O
Anthony dâÂÂOffay
P
Hans Paffrath (G)
Betty Parsons (G)
R
Thaddaeus Ropac (G)
Paul Rosenberg
Siegfried Rosengart
S
Charles Saatchi
Ludwig Schames (G)
Alfred Schmela (G)
Eduard Schulte (G)
Michael Schultz (G)
Ileana Sonnabend (G)
Rudolf Springer (G)
Monika Sprüth (G)
Hans Strelow (G)
T
Heinrich Thannhauser
Père Tanguy (G)
U
Wilhelm Uhde
Hendrick van Uylenburgh
V
Curt Valentin
Ambroise Vollard
W
Herwarth Walden (G)
Berthe Weill
Georges Wildenstein (G)
Iwan Wirth
Z
David Zwirner (G)
Rudolf Zwirner
Siehe auch
Der Kunsthandel (Fachzeitschrift)
Liste der teuersten Gemälde
Mei Moses Fine Art Index
Literatur
Dirk Boll: Kunst ist käuflich â Freie Sicht auf den Kunstmarkt. 2. Auflage. Cantz, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7757-2814-0.
Michael Findlay: Vom Wert der Kunst, Prestel, München 2012, ISBN 978-3-7913-4639-7.
Francis Haskell: Maler und Auftraggeber. Kunst und Gesellschaft im italienischen Barock. DuMont, Köln 1996, ISBN 3-7701-3757-4.
Michael North: Das Goldene Zeitalter. Kunst und Kommerz in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. 2. Auflage. Böhlau, Köln 2001, ISBN 3-412-13700-6.
Hans Peter Thurn: Der Kunsthändler. Wandlungen eines Berufes. Hirmer, München 1994, ISBN 3-7774-6360-4.
Antje-Katrin Uhl: Der Handel mit Kunsthandwerken im europäischen Binnenmarkt. Freier Warenverkehr versus nationaler Kulturgutschutz. Duncker & Humblot, Berlin 1993, ISBN 3-428-07921-3.
Wolfram Völcker (Hrsg.): Was kostet Kunst?, Ein Handbuch für Sammler, Galeristen, Händler und Künstler, Hatje Cantz, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7757-2792-1.
Weblinks
Wiktionary: Kunsthandel â Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÃÂbersetzungen
Archive, Verbände
Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels e.V.
Arbeitskreis deutscher Kunsthandelsverbände
Bundesverband des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels
Integrität des Kunsthandels
Art Loss Register
Lost Art Internet Database
Quellen
â Sebastian Stahl: Wertschöpfung in der zeitgenössischen Kunst – Zur: Young German Art, Potsdam 2008, S. 36ff.
â Alessandro Conti: Der Weg des Künstlers. Vom Handwerker zum Virtuosen. Berlin 1998.
â Berit Wagner: Bilder ohne Auftraggeber. Der Kunsthandel im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Mit ÃÂberlegungen zum Kulturtransfer. Imhof Verlag, Petersberg 2015, ISBN 978-3-86568-627-5
â Martin Hürlimann (Vorw.): Das Atlantisbuch der Kunst. Eine Enzyklopädie der bildenden Künste. Atlantis-Verlag, Zürich 1952, S. 737 f.
â Martin Warnke: Der Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers. 2. Aufl. Köln 1996.
â Francis Haskell: Maler und Auftraggeber. Kunst und Gesellschaft im italienischen Barock. DuMont, Köln 1996, S. 177.
â Michael North: Kunst und Kommerz im Goldenen Zeitalter. Zur Sozialgeschichte der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Köln 1992.
â Svetlana Alpers: Rembrandt als Unternehmer. Sein Atelier und der Markt. DuMont, Köln 1989, S. 198ff.
â Martin Hürlimann (Vorw.): Das Atlantisbuch der Kunst. Eine Enzyklopädie der bildenden Künste, Zürich 1952, S. 739
â fineartsberlin.com (Memento des Originals vom 18. Februar 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäàAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fineartsberlin.com: Die Kunst, der Mythos und der Künstler, abgerufen am 8. Oktober 2010.
â Martin Hürlimann (Vorw.): Das Atlantisbuch der Kunst. Eine Enzyklopädie der bildenden Künste, Zürich 1952, S. 740
â Heines von Alemann: Galerien als Gatekeeper des Kunstmarktes. In: Jürgen Gerhards (Hrsg.): Soziologie der Kunst. Opladen 1997, S. 211âÂÂ239.
â Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 14. September 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäàAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lostart.de
â The Art Loss Register (Memento vom 7. Januar 2008 im Internet Archive), abgerufen am 20. September 2012
â Nils Graefe: Die Landeskriminaler. Experte für Kunstfälschungen des LKA. (Welzheimer Zeitung, 16. Juni 2014. Online.)
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4033647-5 (OGND, AKS)
Abgerufen von âÂÂhttps://de..org/w/index.php?title=Kunsthandel&oldid=209173464âÂÂ
Kategorien: HandelszweigKulturwirtschaftKunsthandelVersteckte Kategorien: Wikipedia:Defekte Weblinks/Ungeprüfte Archivlinks 2019-04Wikipedia:Nur Liste
Navigationsmenü
Meine Werkzeuge
Nich