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Eine Begleitagentur (oft auch Escort-Agentur genannt) vermittelt Frauen oder Männer (sog. Escorts), die gegen Honorar für eine vereinbarte Zeit ihre Gesellschaft bieten; in der Regel handelt es sich um eine Form der Prostitution. Begleitagenturen sind als Dienstleister und Vermittler zwischen den Escort-Damen (seltener Herren) und den Kunden tätig. Im Gegensatz zu Etablissements klassischer Prostitution (Bordelle, Klubs und Laufhäuser) geben Begleitagenturen vor, lediglich den Haus- oder Hotelbesuch beim Kunden und die Begleitung durch eine Gesellschaftsdame oder einen -herrn anzubieten.

Inhaltsverzeichnis

1 Geschäftsmodell
2 Tätigkeiten einer Begleitagentur
3 Unterschiede zu Etablissements
4 Kritik
5 Motive und Verbreitung
6 Siehe auch
7 Literatur
8 Einzelnachweise

Geschäftsmodell

Begleitagenturen sind Dienstleister und stehen in diesem Verhältnis sowohl zu den Kunden als auch zu den Escorts. Der Verdienst ergibt sich häufig aus einer Gebühr, die im Stundenpreis der Begleitung enthalten ist und als Provision an die Agentur abgeführt wird. Somit wird die Provision an die Leistung der Agentur gekoppelt, mehrere und lange Termine vermitteln zu können. Die Escorts sind in der Regel selbständig tätig und keine Arbeitnehmer der Begleitagentur.

Notwendig für die Ausübung des Berufs in Deutschland ist eine Anmeldung beim Finanzamt unter der Bezeichnung „Erotikmodell“, „Escort“ oder „Prostituierte/r“, eine Steuernummer wird vom Finanzamt vergeben. Die Einkünfte unterliegen je nach Umsatz- und Gewinnhöhe der Einkommen-, Umsatz-[1] und Gewerbesteuer, obwohl sich Prostituierte nicht als Gewerbetreibende anmelden können.[2]

In Ländern, in denen Prostitution oder das Angebot von implizierten sexuellen Dienstleistungen verboten ist, werden von den Begleitagenturen nur die sozialen und unterhaltenden Dienstleistungen angeboten; die sexuellen Dienstleistungen werden von den Escorts selbst und somit privat angeboten. Dieser Umstand ist den politischen und Polizeikräften in solchen Ländern durchaus bewusst, allerdings konzentrierten diese ihre Bemühungen in der Vergangenheit eher auf die unkontrollierte Straßenprostitution. In manchen Ländern wurde eine Gesetzgebung eingeführt, die Straßenprostitution zwar verbietet, Prostitution allerdings in Form lizenzierter Begleitagenturen und Bordelle erlaubt.

Tätigkeiten einer Begleitagentur

Begleitagenturen übernehmen insbesondere das Marketing für die Escorts. Die Kundenakquise ergibt sich durch eine ansprechende Präsentation und Bewerbung der Escorts. Die Begleitagentur übernimmt für die Escorts die Erstellung einer Sedcard, welche Fotos und die Beschreibung der jeweiligen Person enthält. Diese weicht von Sedcards für Modelagenturen insofern ab, als sie in der Regel digital ist und einen vermehrt erotischen Inhalt hat, sowohl von den Fotos als auch vom textuellen Inhalt her. Der Inhalt einer Sedcard ist stark abhängig von der Kundenorientierung der jeweiligen Agentur.

Da der erotische Aspekt jedoch in der Regel im Begleitservice stets vertreten ist, werden die persönlichen Eigenschaften und besonderen erotischen Dienstleistungen der jeweiligen Escorts mit in der Sedcard aufgeführt. Die Präsentation der Sedcard erfolgt heutzutage primär auf der agentureigenen Homepage und auf lokalen Werbeportalen für Escort- und Begleitdienste. Sekundär wird Werbung in Tageszeitungen geschaltet und auf klassische Vertriebswege gesetzt. Google schließt seit 2008 die Bewerbung von Begleit- und Escort-Agenturen bei Google Adwords aus.[3]

Der Kundenkontakt und -beratung, damit auch die Koordination der Buchungen erfolgt durch die Begleitagentur. Neben der Kundenakquise ist dies ein zeitintensiverer Bereich der Dienstleistung. Daher stellt es einen der Hauptgründe dar, wieso die Zusammenarbeit mit einer Begleitagentur gewählt wird, insbesondere von beruflich tätigen Escorts. Durch die Abgabe des Kundenservice wird eine Erreichbarkeit seitens der Kunden erreicht, ohne die Anrufe selbst beantworten zu müssen.

Der Sicherheitsaspekt während eines Begleittermins wird in der Regel durch telefonischen Kontakt gewährleistet. Indem eine telefonische Erreichbarkeit seitens des Escorts besteht und die Agentur als Ansprechpartner für den Kunden diesem signalisiert, dass der Termin begleitet wird, sollen die Sicherheit für die Escorts erhöht und Übergriffe minimiert werden. Begleitagenturen bieten teilweise einen eigenen Fahrerservice an, der durch mehr Präsenz eine zusätzliche Sicherheit gewährleisten soll.

Laut einer Publikation von Udo Gerheim für das Deutsche Institut für Menschenrechte gilt die „Jedermann-Hypothese“ von Dieter Kleiber und Doris Velten[4] als wissenschaftlich gesichert.[5] Diese besagt, dass männliche Prostitutionskunden vom Altersdurchschnitt, Familienstand, Bildungsniveau, Berufs- und Einkommensgruppen als auch in Bezug auf psychische und gewaltbezogene Parameter nicht von der durchschnittlichen männlichen Gesamtbevölkerung abweichen.

Die durch eine Begleitagentur gewährleistete, zusätzliche Sicherheit ist somit nur zu einem Teil begründet, da kein erhöhtes Gewaltpotenzial von Kunden ausgeht, aber durchaus vorhanden sein kann, jedoch entsprechend dem durchschnittlichen Gewaltpotenzial der Bevölkerung.

Unterschiede zu Etablissements

Der Begleit- und Escortservice weist trotz des erotischen Angebots Unterschiede zur Arbeit in Etablissements auf. Diese betreffen hauptsächlich die Sexarbeitsbeschäftigten selbst und deren Verdienst.

Die Preise sind im Escortbereich höher angesiedelt als in Etablissements. Obwohl Prostitutionskunden in Bezug auf das Einkommen in der Gesamtheit nicht von der Durchschnittsbevölkerung abweichen, sind Kunden von Begleitagenturen aufgrund der höheren Preise eher im höherverdienenden Bereich angesiedelt.

Während 2011 in Bordellen im mittleren Preissegment Preise von 100 Euro in der Stunde durchschnittlich verlangt werden, so fangen sie im Escortbereich bei 150 Euro an, aufwärts bis zu 300 Euro.[6]

Die Preise im oberen Segment wirken sich auf die Erwartungen und Ansprüche der Kunden aus. Buchungen im Wochenbereich sind im Escortbereich nicht selten.[6] Begleitagenturen versuchen daher, die Preise und Buchungsdauer durch eine gezielte Auswahl der Begleitpersonen nach Bildung und anderen sozialbezogenen Kriterien zu erreichen und zu rechtfertigen. Daher sind gerade Studierende im Escortbereich sehr oft vertreten.

Eine vom Studienkolleg zu Berlin veröffentlichte Umfrage besagt, dass 3,7 % aller Berliner Studierenden als Sexarbeiter im weiteren Sinne tätig sind, wobei die Hälfte erotische Dienste offeriert und davon 80 % diese Dienste im Rahmen eines Begleitservice anbieten.[7]

Kritik

Seriöse Agenturen sind auf diesem Markt klar in der Unterzahl. Sie vermitteln Begleitung zu Anlässen wie Geschäftsessen, Ball oder Vernissage, wobei sich die Dienstleistung eindeutig darauf beschränkt (in den AGB der jeweiligen Agentur verankert). Bei den meisten (unseriösen) Agenturen werden allerdings nur angeblich die Dienste für die Begleitung zu einem gesellschaftlichen Anlass gebucht.

In der Praxis („Escortagenturen“) werden die Dienste von Escorts jedoch zum größten Teil mit dem Ziel eines erotischen oder sexuellen Kontakts in Anspruch genommen. In Ländern, in denen Prostitution verboten ist, oder auch in Ländern, in denen die Prostitution zwar erlaubt ist, aber die Vermittlung von sexuellen Kontakten als Zuhälterei unter Strafe steht, sichern sich Escort-Agenturen, aber auch einzelne Escorts, mit dem Hinweis ab, dass die Bezahlung ausschließlich für die Begleitung erfolge, dass man aber schließlich Menschen, die aneinander Gefallen finden, nicht daran hindern könne, miteinander Sex zu haben.

Fast alle Escort-Agenturen bedienen sich heutzutage des Internets, um ihr Angebot zu bewerben. Je nach den rechtlichen Gegebenheiten werden auch Inserate in Tageszeitungen, Veranstaltungskalendern und anderen Medien geschaltet. Die Kunden können zu Hause aus dem Angebot wählen und dann per E-Mail oder Telefon buchen. Allerdings benutzen nicht alle Escort-Agenturen ausschließlich echte Fotos.

Motive und Verbreitung

Aus einem Gutachten der Regierung in Neuseeland, wo die Prostitution seit 2003 legalisiert und reguliert ist, geht hervor, dass etwa 20 % der dort arbeitenden Prostituierten für Begleitagenturen arbeiten.[8] In Europa stammen etwa 26 % der in Begleitagenturen arbeitenden Escorts aus einem EU-Staat. 34 % stammen aus Osteuropa, 12 % aus Afrika und 11 % aus Lateinamerika.[9] Die Motive der Beschäftigten in Begleitagenturen sind häufig ökonomischer Art, allerdings mit unterschiedlichen Ausgangssituationen.[10] Migrantinnen in Deutschland fassen den Entschluss, als Escort zu arbeiten, eher in einer Situation von ökonomischem Druck, angesichts begrenzter Alternativen.[11]

Siehe auch

Enjokōsai

Literatur

Jeannette Angell: Callgirl. Meine lukrative Exkursion in das älteste Gewerbe der Welt (= Goldmann 15300 Original). Goldmann, München 2004, ISBN 3-442-15300-X.
Martin Auer: Hurentaxi. Aus dem Leben der Callgirls (= Feldforschung. Bd. 3). Lit, Wien / Berlin / Münster 2006, ISBN 3-8258-9939-X.
Belle de Jour: Die intimen Aufzeichnungen eines Londoner Callgirls (= Goldmann 46069). Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-46069-7.
Amanda Brooks: The Internet Escort’s Handbook. Book 1: The Foundation. Basic mental, emotional and physical Considerations in Escort Work. Golden Girl Press, West Vancouver 2006, ISBN 0-9780944-0-9.
Amanda Brooks: The Internet Escort’s Handbook. Book 2: Advertising and Marketing. Golden Girl Press, West Vancouver 2009, ISBN 978-0-9780944-1-6.
Ines Witka: Stell dir vor, ich bin deine heimliche Geliebte. Der Reiz des Escort-Service. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-89602-894-5.

Einzelnachweise

↑ FG München, Beschluss vom 18. Januar 2013, Az. 3 V 3225/12 Volltext.

↑ Phoenix Beratung: Besteuerung der Prostitution (PDF; 55 kB).

↑ Google Richtlinie für Adwords: Adwords und Begleitagenturen.

↑ Bundesministerium für Gesundheit, Dieter Kleiber/Doris Velten: Prostitutionskunden, 1994, ISBN 978-3-7890-3260-8.

↑ Udo Gerheim – Motive der männlichen Nachfrage nach käuflichem Sex: Institut für Menschenrechte – Prostitution (PDF; 847 kB)

↑ a b Udo Gerheim: Die Produktion des Freiers – Macht im Feld der Prostitution 2012, ISBN 978-3-8376-1758-0.

↑ Studienkolleg zu Berlin Umfrage:Nebenjob Prostitution (PDF; 193 kB).

↑ Snapshot of sex industry finds 6000 prostitutes

↑ Sex work in Europe (Memento vom 14. Juli 2015 im Internet Archive)

↑ Barbara Kavemann, Heike Rabe: Das Prostitutionsgesetz – Aktuelle Forschungsergebnisse, Umsetzung und Weiterentwicklung. Budrich Unipress (2008)

↑ Gemeinnützige Stiftung Sexualität und Gesundheit (GSSG): Prostitution in Deutschland – Fachliche Betrachtung komplexer Herausforderungen.

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

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